Hemminger, Hansjörg – Und Gott schuf Darwins Welt

Die Diskussion um das Verhältnis von biblischer Schöpfungserzählung und naturwissenschaftlicher Weltentstehungs- bzw. Weltentwicklungstheorien gehört wohl zu einer der am engagiertesten geführten und am meisten missverstandenen in bestimmten christlichen Kreisen. Das Buch (Amazon.de-Partnerlink) des Biologen und Psychologen Dr. rer. nat. habil. Hansjörg Hemminger versucht, über manche Missverständnisse aufzuklären und wendet sich dabei vor allem gegen das Phänomen des sog. Kreationismus.

Hemminger versucht methodisch vor allem, die naturwissenschaftlichen Argumente von Vertretern des Kreationismus (kurz: die Welt ist so entstanden, wie es Genesis 1–2 erzählen) zu entkräften. Das gelingt im Wesentlichen gut, allerdings bleibt das Buch weitgehend andeutungshaft. Viele Argumente scheinen dem Autor derart abstrus, dass er eine ausführliche Widerlegung und Erklärung (für den naturwissenschaftlichen Laien) für nicht nötig zu erachten scheint. Das ändert sicher nichts daran, dass er aus naturwissenschaftlicher Perspektive höchstwahrscheinlich Recht hat, hinterlässt bei kritischen Leser_innen allerdings womöglich einen etwas faden Beigeschmack.

Den kann auch der durchgängig polemische Duktus hinterlassen. Ganz anders als etwa Siegfried Zimmers Auseinandersetzung mit dem christlichen Fundamentalismus (zu dem man grundsätzlich auch kreationistische Ansichten zählen kann), sucht Hemminger eher die Konfrontation. Ob das ein angemessenes Mittel ist, einen ohnehin meist aufgeheizten Diskurs zu führen, sei dahingestellt.

Ein weiterer Eindruck des Buches ist, dass ihm ein roter Faden fehlt. Zwar ist ein grobes Thema vorgegeben, aber ein durchgängiger Leitgedanke will sich nicht zeigen. Das mag daran liegen, dass Hemminger sich vor allem darauf konzentriert, vorgebrachte Argumente zu widerlegen und sich so die Themen vorgeben lässt, anstatt sie in ein eigenes Argumentationskonzept einzubetten.

Positiv ist aus meiner Sicht zu erwähnen, dass Hemminger mit theologischen Aussagen im Großen und Ganzen vorsichtig ist. Er spricht und argumentiert als Naturwissenschaftler, er ist kein Theologe. Zwar behält er eine theologische Sicht immer im Auge, jedoch vermeidet er vorschnelle Schlussfolgerungen.

Trotz der angebrachten formalen Kritik ist das Buch aus meiner Sicht für einen ersten Überblick und manche Anregung zu empfehlen. Man bekommt eine recht verständliche Einsicht in die wichtigsten (Gegen-) Argumente, auch wenn weiterführende Hinweise leider nur selten vorkommen und man sich auf das Urteil des Autors verlassen muss.

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