Korsch, Dogmatik im Grundriß

Gerade noch am letzten Tag in 2014 konnte ich endlich die Lektüre der Dogmatik im Grundriss  (Amazon.de) von dem im selben Jahr emeritierten Marburger Systematischen Theologen Dietrich Korsch beenden. Erschienen ist sie im Jahr 2000 und ich hatte bereits zu Beginn des Studiums mit ein paar Auszügen Kontakt. Jetzt war es an der Zeit, das Buch einmal in seiner Gesamtheit zu lesen, da ich auf der Suche nach einer allgemein verständlichen und zugleich theologisch sauberen dogmatischen Übersicht suche, um sie etwa in Gemeinden oder interessierten Nicht-Theologinnen und -Theologen weiterzuempfehlen. Nach eigenem Anspruch soll Korschs Buch tatsächlich ohne wissenschaftlich-theologische Vorkenntnisse verständlich sein.

Um das gleich vorwegzunehmen: Das scheint mir nur bedingt zutreffend zu sein. Sicher, man könnte sich als Nicht-Theologin oder Nicht-Theologe hinein arbeiten und Korsch verzichtet tatsächlich weitgehend auf Fachtermini. Insgesamt erscheint es mir für theologische Laien jedoch etwas zu komplex, obwohl die einzelnen Abschnitte je für sich durchaus verständlich, wenn auch sprachlich und inhaltlich sehr anspruchsvoll sind.

Korsch entwickelt anhand von Luthers Kleinem Katechismus ein Verständnis des christlichen Glaubens, das diesen als die Integration des Selbstverhältnisses („Wer bin ich vor mir selbst?“) und des Weltverhältnisses („Wer bin ich vor anderen/anderem?“) in das Gottesverhältnis („Wer bin ich vor Gott?“) versteht und das ganze Leben von diesem unbedingten Verhältnis zu Gott und insbesondere von ihm her deutet. Diese Grundbestimmung wird durch alle thematischen Teilstücke des Kleinen Katechismus durchbuchstabiert und es ergibt sich ein insgesamt sehr stimmiges und überzeugendes, wenn auch hier und dort  in einzelnen Thesen diskutables Bild. Korsch versteht es – wie es eben die Aufgabe der Theologie ist – den christlichen Glauben vor dem Verstehenshorizont der Gegenwart (soweit möglich) plausibel zu machen.

Theologische Laien werden bei diesem Werk einiges zu Kauen bekommen – wer dazu bereit ist, dem sei es aber herzlich empfohlen. Theologen bekommen mit diesem Grundriss ein sehr gutes Werkzeug an die Hand, um erste Annäherungen an mögliche Antworten auf theologische Fragen (unserer Zeit?) zu bekommen. Ich werde sicher noch des Öfteren hineinschauen und mich anregen lassen. Die sorgfältig ausgewählten Literaturhinweise zu jedem Abschnitt bieten die Möglichkeit, manches weiter zu vertiefen.

Als nächstes auf meinem Schreibtisch liegt nun ein weiteres „marburgisches“ Werk: Rudolf Otto (1869–1937), Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen, München 2014 (Erstauflage: Breslau 1917).

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