Ina Praetorius – ICH GLAUBE AN GOTT und so weiter …

Aufmerksam auf dieses Büchlein der Schweizer Theologin Ina Praetorius wurde ich durch eine Anzeige auf der Website der Bibel in gerechter Sprache. Der Titel hat mich recht schnell fasziniert: „ICH GLAUBE AN GOTT und so weiter …“. So tief vertraut und doch so ehrlich irritierend. In den letzten Tagen habe ich mich dann hineinbegeben, in „Eine Auslegung des Glaubensbekenntnisses“ (Untertitel).

Der Titel und die mit ihm verbundenen inneren Reaktionen sollten programmatisch für das stehen, was ich in der Lektüre durchlebte. Ja, dieses Buch konnte ich nicht einfach lesen. Es ist kein Sachbuch. Zumindest kein sachliches, sondern sehr persönlich – ohne aufdringlich zu werden. Gesättigt von ermutigender, erschütternder und erfrischender Lebenserfahrung. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder, die genau dies immer wieder ist. Vor allem in weiten Teilen: unverbraucht.

Schon das Vorwort lässt erahnen, wohin die Reise geht:

„Natürlich ist, was dabei herausgekommen ist, keine richtige Theologie. Aber vielleicht ist es die Theologie der Zukunft, dass wir in den alten Texten keine ewiggültigen Richtigkeiten mehr suchen, sondern vergängliche Wahrheit, die uns durch die weite Welt begleitet.“ (S. 9)

Und ja: An der einen oder anderen Stelle würde ich gern tiefer mit ihr diskutieren – aber nicht um zu widersprechen, sondern um mir etwas mehr von ihrer unkonventionellen Art, Theologie zu treiben, anzueignen und es mit der „richtigen“ Theologie der großen und noch größeren Namen christlicher und protestantischer Theologiegeschichte ins Gespräch zu bringen. Aber gleichzeitig hinterlässt das Buch den fragenden Eindruck: vielleicht braucht es das auch gar nicht.

Die etwas merkwürdige Schreibweise des Titels zieht sich übrigens durch das ganze Buch. Immer wieder tauchen Begriffe in Großbuchstaben auf. Das ist durchaus bekannt aus deutschen Bibelausgaben, die die Gottesbezeichnung gern mit „HERR“ setzen. Bei Ina Praetorius tauchen die Großbuchstaben manches Mal unerwartet auf. Als ein „MEHR“ oder „ZWISCHEN“, das auf den ersten Blick sonst gar nicht als das Göttliche zu erkennen gewesen wäre. Auch das war eine beeindruckende Leseerfahrung.

Es würde dem Buch, oder besser: meiner Erfahrung damit nicht gerecht, eine sachliche Rezension zu schreiben und den Inhalt zu reflektieren. Daher soll es bei diesen Eindrücken bleiben, die schlicht in einer Leseempfehlung münden. Wenngleich der Hinweis hinzuzufügen ist, dass eine gewisse Offenheit für theologisch UNGEWOHNTES vorhanden sein sollte – sonst macht der Text vermutlich nicht wirklich glücklich.

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