Drossel wählt – anders als etwa Hansjörg Hemminger – einen wissenschaftstheoretischen Ansatz und markiert zunächst in einem ersten Teil zwei grundlegende Denkfehler (Kategorienfehler und Grenzüberschreitung), die auch für Nicht-Wissenschaftler_innen nachvollziehbar und plausibel sein dürften. Einen Kategorienfehler zu begehen meint, eigentlich unvergleichliche Dinge (hier mit meinen Worten: „Schöpfung“ und „Weltentstehung“) miteinander zu vergleichen. Eine Grenzüberschreitung liegt da vor, wo die Leistungsfähigkeit des eigenen Fachs oder Bereichs überschätzt oder gar ignoriert wird (wieder mit meinen Worten: Das geschieht, wenn etwa ein_e Bankangestellte_r das pädagogische Konzept eines Kindergartens bewertet).
Im zweiten Teil stellt Drossel mit Augustinus, Johannes Kepler und Francis Collins drei große Denker vor, für die Glaube und Naturwissenschaften eben keine Gegensätze darstellten. Sie schafft es hier, auch jeweils fachspezifische Informationen verständlich einzubinden, vor allem bei Kepler und Collins. Daraus ergibt sich eine sehr informative und runde Darstellung.
Die theologischen Ausflüge halte ich für weitgehend in Ordnung. Freilich fehlt es hier und dort an Präzision, aber das ist auch nicht ihre primäre Aufgabe. Insgesamt ist mir das Gottesverständnis tendenziell etwas zu theistisch-kausal formuliert, d.h. dass die Gefahr besteht, Gott (nur) als eine ständig eingreifende (nicht in interventionistischem Sinne, sondern eher initiierend) übernatürliche Person zu denken – das wird schnell zu einem der beschriebenen Fehler werden kann.
Dennoch verdient das Buch eine Empfehlung, auch weil der Umfang und der Preis es zu einem guten Geschenk und einer netten Lektüre für Zwischendurch machen.
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