Auf der Suche nach gut verständlicher Literatur, die ich guten Gewissens auch Nicht-Theolog_innen empfehlen kann, weil sie theologisch (weitgehend) sauber arbeiten, lag in den letzten Tagen das nebenstehende Buch (Amazon.de-Partnerlink) vor mir. Der Professor für Evangelische Theologie an der PH Ludwigsburg Siegfried Zimmer beschäftigt sich mit einer Problematik, die besonders in evangelikal geprägten Freikirchen besteht: Was ist die Bibel und darf man sie ohne Vorbehalte wissenschaftlich untersuchen? Zimmer versucht, die gängigen (unhaltbaren) Vorurteile vonseiten des christlichen Fundamentalismus auszuräumen und für eine theologisch angemessene Sicht auf die Bibel zu werben.
Vorweg: Das Buch sei jedem empfohlen, der Vorbehalte gegen eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Bibel hat. Zimmer vermag verständlich aufzuzeigen, dass es sich dabei meist um Zerrbilder der modernen Bibelwissenschaft handelt, die mit der tatsächlichen Handhabe an deutschen Hochschulen wenig zu tun haben. Zimmer vermeidet blanke Polemik und setzt vielmehr auf Verständigung. Er wirbt dafür, das Anliegen der modernen Bibelwissenschaft – nämlich ein besseres und tieferes Verständnis der Bibel – wahr- und ernstzunehmen.
Dabei blickt er aus mehreren Perspektiven auf problematische Vorwürfe und theologisch unangemessene Bibelverständnisse im Bereich des christlichen Fundamentalismus, die dieses Buch auf einen Stand heben, der ihm (und Gott!) nicht angemessen ist. Das hat zur Folge, dass auch diese Perspektiven selbst zur Sprache kommen und man einen recht umfangreichen Blick auf die Bibel und angrenzende Themen bekommt.
Es muss freilich auch gesagt werden, dass die Theologie längst nicht so homogen ist, wie es bei Zimmer bisweilen erscheint. Dennoch bildet er einen soliden Grundkonsens ab, der für sein Anliegen viel zu leisten vermag, weil er Verständnis für grundsätzliche Anliegen der (ernstzunehmenden) wissenschaftlichen Theologie schafft.
Alles in allem ist das Buch uneingeschränkt zu empfehlen – nicht nur für Laien, auch für Theologiestudierende in den ersten Semestern ist dieses Buch eine sehr gute Begleitlektüre in der Konfrontation mit den Fragen der Hermeneutik (Lehre des Verstehens und seiner Bedingungen).
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