Liebe – Predigt aus der Reihe „Glaube, Liebe, Hoffnung“

Zum Start in meinen Dienst, in der Freien evangelischen Gemeinde Göttingen, predigte ich über die drei Kernworte des Christentums: Glaube, Liebe, Hoffnung! Hier nun die zweite Predigt zum Thema ‚Liebe‘. Etwas länger … eher ungewöhnlich für mich!

Predigttext: Lukas 15,11b-32.
Predigttitel: Bedingungslos – Gott ist Liebe!

Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet. Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand. Die Liebe vergeht niemals. Prophetische Eingebungen werden aufhören; das Reden in Sprachen, ´die von Gott eingegeben sind,` wird verstummen; die ´Gabe der` Erkenntnis wird es einmal nicht mehr geben. Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am größten von ihnen ist die Liebe. (1 Kor. 13,4–8.13)

Hand aufs Herz: Hast du dich gerade beim Lesen dieser Verse an die eigene oder an eine andere Hochzeit erinnert? Auf meiner Hochzeit vor etwa sieben Jahren wurden diese Verse vorgelesen und meine älteste Schwester schrieb sogar ein Lied über diese Verse. Und beim Vorsingen dieses Liedes, am Ende unserer Hochzeit, stiegen sofort Tränen in die Augen … also natürlich nur bei meiner Frau. Ja, diese Verse sind wohl die bekanntesten Verse der Bibel. Eben weil sie auf so gut wie jeder westlich gefeierten Hochzeit vorgelesen werden. Und das zu Recht! Ich denke man kann kaum besser beschreiben, was Liebe ist. Aber graben wir mal tiefer. Wie füllen wir jetzt diese ganzen großen Worte mit Inhalt, was heißt das für uns? Und vor allem sollten wir uns fragen, was der Grund jeder Liebe ist!

Liebe ist das Höchste der drei christlichen Kernworte, sagt jedenfalls der Apostel Paulus. Aber warum eigentlich? Ganz einfach: In 1. Joh 4,16 steht das Gott Liebe ist. Nirgends sonst in der Bibel gibt es solch eine Aussage über Gott. Die Bibel ist voll von Beschreibungen über Gott. Aber nur ein einziges Mal wird gesagt, wer Gott in seinem tiefsten Wesen ist: nämlich Liebe. Gott ist ein zorniger Gott, er ist ein barmherziger Gott, er ist ein schöpferischer Gott. Aber er ist kein lieber Gott – sondern er ist Liebe. Das ist der einfache Grund, warum Liebe das Höchste ist. Gott ist nicht Glauben, Gott ist auch nicht Hoffnung – aber er ist Liebe! Vielmehr sind Glaube und Hoffnung auf die Liebe gerichtet – wir glauben und hoffen auf den Gott, der Liebe ist. Liebe ist also das, was das Wesen Gottes auf den Punkt bringt. Liebe und Gott – dazwischen können wir also ein Gleichheitszeichen setzten. Wenn wir also verstehen wollen was Liebe ist, dann müssen wir uns anschauen wer Gott ist. Und damit das Ganze nicht zu abstrakt wird, brauchen wir Bilder. Das hat auch Jesus gewusst und hat deswegen Gleichnisse erzählt. Und der Zusammenhang von Gott und Liebe wird sehr eindrücklich in dem Gleichnis „vom verlorenen Sohn“ beschrieben – von mir lieber „das Gleichnis vom Vater der Liebe“ genannt. Dieses Gleichnis ist nachzulesen im Lukasevangelium 15,11b–32:

11b »Ein Mann hatte zwei Söhne. 12 Der jüngere sagte zu ihm: ›Vater, gib mir den Anteil am Erbe, der mir zusteht!‹ Da teilte der Vater das Vermögen unter die beiden auf. 13 Wenige Tage später hatte der jüngere Sohn seinen ganzen Anteil verkauft und zog mit dem Erlös in ein fernes Land. Dort lebte er in Saus und Braus6 und brachte sein Vermögen durch. 14 Als er alles aufgebraucht hatte, wurde jenes Land von einer großen Hungersnot heimgesucht. Da geriet auch er in Schwierigkeiten. 15 In seiner Not wandte er sich an einen Bürger des Landes, und dieser schickte ihn zum Schweinehüten auf seine Felder. 16 Er wäre froh gewesen, wenn er seinen Hunger mit den Schoten, die die Schweine fraßen, hätte stillen dürfen, doch selbst davon wollte ihm keiner etwas geben. 17 Jetzt kam er zur Besinnung. Er sagte sich: ›Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, und alle haben mehr als genug zu essen! Ich dagegen komme hier vor Hunger um. 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; 19 ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Mach mich zu einem deiner Tagelöhner!‹ 20 So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater. Dieser sah ihn schon von weitem kommen; voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21 ›Vater‹, sagte der Sohn zu ihm, ›ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.‹ 22 Doch der Vater befahl seinen Dienern: ›Schnell, holt das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm ein Paar Sandalen! 23 Holt das Mastkalb und schlachtet es; wir wollen ein Fest feiern und fröhlich sein. 24 Denn mein Sohn war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹ Und sie begannen zu feiern. 25 Der ältere Sohn war auf dem Feld gewesen. Als er jetzt zurückkam, hörte er schon von weitem den Lärm von Musik und Tanz. 26 Er rief einen Knecht und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. 27 ›Dein Bruder ist zurückgekommen‹, lautete die Antwort, ›und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn wohlbehalten wiederhat.‹ 28 Der ältere Bruder wurde zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm gut zu. 29 Aber er hielt seinem Vater vor: ›So viele Jahre diene ich dir jetzt schon und habe mich nie deinen Anordnungen widersetzt. Und doch hast du mir nie auch nur einen Ziegenbock gegeben, sodass ich mit meinen Freunden hätte feiern können! 30 Und nun kommt dieser Mensch da zurück, dein Sohn, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, und du lässt das Mastkalb für ihn schlachten!‹ – 31 ›Kind‹, sagte der Vater zu ihm, ›du bist immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. 32 Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen; denn dieser hier, dein Bruder, war tot, und nun lebt er wieder; er war verloren, und nun ist er wiedergefunden.‹«

Drei Personen, drei völlig verschiedene Charaktere. Für einen damaligen jüdischen Hörer war die Rollenverteilung völlig klar. Der Vater, das ist Gott. Vor etwa 2000 Jahren, in einer patriarchalischen Welt, wo der Mann das Oberhaupt der Familie war, wurde Gott sehr selten als Mutter, aber umso häufiger als ein Vater beschrieben. In jener Zeit war die Figur des Vaters ein total positives Bild. Vom Feminismus noch nicht angekratzt, war er das perfekte Bild von Liebe. Man kannte es damals nicht anders! Der Vater war dafür zuständig, dass es seinen Kindern, und besonders natürlich seinen Söhnen gut ging. Deshalb wird in dem Gleichnis an der Figur des Vaters deutlich, was Liebe ist.

Kommen wir jetzt aber zu den Söhnen. Der Sohn, das ist das Bild für das Volk Gottes (also für die Israeliten jener Zeit) und jetzt wird’s spannend, beide Söhne stehen für das Volk. Der jüngere Sohn steht für jene aus dem Volk, die das genaue Gegenteil der frommen Elite waren und weder gesetzlich noch gehorsam Gott gegenüber waren, sondern die sich von Gott und auch vom Volk entfremdet haben. Eher ein antigesetzlicher Typ. Der ältere Sohn steht für diejenigen im Volk, die besonders fromm und gehorsam waren, aber auch sehr gesetzlich waren und sich dadurch ebenfalls von Gott entfremdet haben – das sind Jesu Zuhörer, denen er das Gleichnis erzählte. Eher ein gesetzlicher Typ. In diesem Gleichnis stehen sich somit der gesetzliche und der antigesetzliche Menschentyp gegenüber. Jesus spricht zwar dieses Gleichnis in jene Zeit vor 2000 Jahren, aber es ist total faszinierend, dass es trotzdem ein total aktuelles Gleichnis ist. Ich bin der Überzeugung, dass es diese beiden Menschentypen auch heute noch gibt.Vielleicht muss ich das nur mal ein wenig in unsere heutige Sprache übersetzen. Dann dürfte dir vielleicht deutlicher werden, ob du auch einer von diesen beiden Typen bist. Eben ein gesetzlicher oder eher antigesetzlicher Typ. Zunächst zum…

…Antigesetzlichen:
Jaja, das war eine harte Nacht …. Ich habe mal wieder richtig das Leben genossen. Hab ein paar Fotos gemacht, followt mir einfach auf Instagram. Also, ich bin eher so der antigesetzliche Typ. Ja, ich liebe einfach meine Freiheit, Freiheit ist für mich das aller Wichtigste! Ich möchte mich auszuprobieren. Und da soll mir auch niemand rein reden. Auch Gott soll mir da nicht rein reden, jedenfalls nicht immer. In der Bibel steht doch, alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient mir zum Besten. Wie soll ich rausfinden, was gut für mein Leben ist, wenn ich mich nicht ausprobiere. Also muss ich mein Leben doch selbst in die Hand nehmen. Alles andere macht doch gar keinen Sinn. Klar fällt man dabei auch mal auf die Nase, aber das macht doch das Leben erst richtig lebenswert. Außerdem kommt hier für mich Gott ins Spiel. Gerade da, wo sich im Nachhinein etwas als Falsch für mich herausgestellt hat, da kann ich doch zu Gott kommen. Mir geht es immer so. Ich erinnere mich dann an Gott, wenn etwas nicht gut läuft und dann mache ich mich auf den Weg und erlebe immer wieder, dass Gott mir entgegenläuft und mir vergibt. Cooler Typ, oder?

Hast du dich in dieser Rolle wiedergefunden? Wenn nicht, dann vielleicht jetzt, beim

… gesetzlichen Typen:
Ja, ich mag es, wenn alles in geordneten Bahnen läuft. Auch ich kann feiern, auch ich kann Spaß haben, aber ich lass mein Leben davon nicht bestimmen. Ganz ehrlich, was dieser Typ hier eben gesagt hat, regt mich total auf. Klar, Freiheit ist schon auch irgendwie ein Menschenrecht. Aber trotzdem muss Freiheit doch auch seine Grenzen haben. Man kann Gott doch nicht so ausnutzen. Ich verstehe es nicht, wie Gott sich so ausnutzen lässt. Seine Gesetze sind gut für uns. Er versorgt uns mit allem was wir brauchen. Jedenfalls sagt man das so. Manchmal muss man halt hart dafür arbeiten, damit Gott dann auch was für einen tut. Mich regt es total auf, wie Gott diese antigesetzlichen Typen lieben kann. Die haben doch nichts geleistet. Ich kann mich doch nicht an einen Tisch setzten mit Menschen, die allen meinen christlichen Werten, meiner Ethik widersprechen. Die sollen erstmal wieder etwas christlicher werden, bevor ich mit denen zusammen sein will. Ich arbeite schließlich den ganzen Tag dafür, Gott zu gefallen. Ich habe es verdient, dass Gott mich annimmt. Ich finde, der antigesetzliche Typ hat es eigentlich nicht verdient.

Zwei völlig verschiedene Typen … . Meine Frage an dich: Zu welchem Typ tendierst du? Hast du dich bei einem der beiden Typen wiedergefunden? Natürlich war das jetzt sehr, sehr zugespitzt. Aber ich denke, dass wir Menschen immer mal in die eine und mal in die andere Richtung tendieren.  Auch in unserer Gemeinde erleben wir die Spannung der beiden Typen, oder? Auf den Punkt gebracht könnte man sagen, dass der gesetzliche Typ dem antigesetzliche Typ vorwirft, Gottes Liebe auszunutzen. Aber auch der gesetzliche Typ trägt ein großes Laster: Er hat nicht verstanden, dass es bei Gott nicht um Leistung geht. Wie geht Gott also mit uns gesetzlichen und uns antigesetzlichen Typen um? Das zeigt uns der Vater in dem Gleichnis, der Gott symbolisiert: Das Gleichnis erzählt uns in aller Schlichtheit: So ist Gott, so gütig, so gnädig, so voller Erbarmen, so überfließend von Liebe für beide Söhne! Es ist der Vater, der auf beide Söhne zugeht. Gott ist es, der zu dir kommt, ob du jetzt antigesetzlich oder gesetzlich bist … Gott wirbt um dich und will dich aus deiner Entfremdung wieder zur Familie Gottes ziehen. Aber der Reihe nach.

Schauen wir zuerst auf den antigesetzlichen Typen:
Da ist der jüngere Sohn, der sich vom Vater bewusst entfremdet. Er will seinen eigenen Weg gehen und das stellt sich im Nachhinein als ein Fehler heraus. Sein Loslassen vom Vater treibt ihn weg von allem, was ihm in seinem Leben Halt gegeben hat. Treibt ihn weg von seinem Zuhause. So verliert er am Ende den gesellschaftlichen Anschluss und er verliert seine religiöse Bindung – am Ende seiner Entfremdung darf er nicht einmal Schweinefutter essen. Nicht einmal so viel wie ein Schwein ist er also wert. Schlimmer kann es einen Juden nicht treffen. Aber er erinnert sich an das, was ihm Halt gegeben hat. Er erinnert sich an sein Zuhause und macht sich auf den Weg. Und wie ist Gott? Der Vater ist es, der Erbarmen mit dem jüngeren Sohn hat und auf ihn zu rennt. Ja, der jüngere Sohn kommt um sich zu entschuldigen, aber das weiß der Vater ja nicht als er den Sohn in der Ferne sieht. Nein, Gottes Erbarmen mit dem Sohn ist so groß, dass er seine Ankunft nicht einmal abwartet – Der Vater läuft zu ihm und das bedeutet, dass er sein langes Gewand mit seinen Händen anheben muss. Man sieht die nackten Waden des Patriarchen – sowas schickte sich nicht in der damaligen Zeit. Doch Etikette spielt bei Gott eben keine Rolle. Der Gott der Liebe erniedrigt sich selbst – das ist Liebe. Der Vater verlässt sein Haus und läuft dem Sohn entgegen und küsst den eben noch bei den Schweinen gelegenen Sohn. Keine Etikette – das ist Liebe! Übrigens ist die Reihenfolge hier sehr spannend. Der Vater küsste seinen Sohn noch bevor der Sohn um Vergebung bittet. Das ist Liebe! Dann stottert der Sohn eine Entschuldigung und der Vater zögert keine Sekunde, seinem Sohn wieder den vorherigen Status zu verleihen. Er bekommt ein langes Gewand, einen Siegelring als Zeichen der Familienzugehörigkeit und er bekommt Sandalen, die nur ein freier Mann trug. Das ist Liebe! Bedingungslose Liebe – Küsse ohne vorherige Entschuldigung. Annahme ohne Abstriche! Wer Gott als Liebe ist, das wird für dich, der du vielleicht eher der antigesetzliche Typ bist, sehr anschaulich – pure Annahme und vollkommene Barmherzigkeit. Kein Abwarten der Entschuldigung, kein „hab ich dir doch gesagt…“. Gott läuft auf den Menschen zu, der sich von ihm entfremdet hat. Gott erniedrigt sich selbst um dich wieder in seine Familie aufzunehmen! Und deswegen gilt dir:

Ja, du kannst so zu Gott kommen, wie zu bist.
Stinkend nach Schwein, arm und schuldig –
Gott ist schon auf dem Weg zu dir und lädt dich ein!
So ist Gott – das ist Liebe!

Und wie verhält sich der Gott der Liebe nun dem gesetzlichen Typen gegenüber?
Der ältere gesetzliche Sohn versteht seinen Vater nicht mehr. Warum ist er seinem jüngeren Bruder gnädig. Dieser Bruder ist doch eine Schande für den Vater und für die ganze Familie. Übertragen wir das mal in die Zeit Jesu, auf seine Zuhörer: Das Jesus, der Sohn Gottes zu den Armen und Sündern geht und mit ihnen an einem Tisch sitz, ist völlig unverständlich für die fromme Elite des Landes. Warum feiert Jesus nicht mit den Frommen, die doch alle Gesetze so toll halten. Genau das ist die Frage des älteren Sohnes. Schließlich denkt er, er würde der Sohnesrolle vollkommen entsprechen. Er hätte es doch verdient, dass der Vater mit ihm feiert. Als er aber mit ansehen muss, dass für den heimgekehrten Möchtegernbruder ein Fest gefeiert wird, erfüllt es ihn mit Zorn. Nein, so ist mein Gott nicht! Mein Gott ist ein Gott des Gesetzes. Ein Gott, der harte Arbeit belohnt. Die gute Nachricht von dem Gott, der in Jesus dem Sünder vergibt – das ist eigentlich eine schlechte Nachricht – zumindest für mich! Gruselige Gedanken, oder? – aber genau das ist die Übersetzung des Bildes vom gesetzlichen Sohn. Und ja, das Evangelium, die Botschaft von der Gnade Gottes für den Sünder ist nach menschlichen Maßstäben nicht gerecht. Aber so ist Gott – das ist Liebe! Für den gesetzlichen Sohn stellt der Vater mit der Aufnahme des verlorenen Sohnes und er fröhlichen Feier die Lebensordnung des Hauses in Frage. Der jüngere Sohn feiert drinnen und der gerechte ältere Sohn steht draußen im Abseits. Ja, irgendwie unfair, oder? Doch schauen wir wieder auf den Vater. Er geht wieder auf seinen Sohn zu. Und der Vater redet seinem verärgerten Sohn freundlich zu. Er spricht ihn liebevoll mit „Kind“ an. Mit Kind! Ja, auch ihm gilt die bedingungslose Liebe. Auf die Argumentation seines Sohnes geht der Vater aber nicht ein. Denn der Gehorsam des älteren Sohnes steht ja außer Frage. Doch muss sich jetzt zeigt, ob es ein freier Gehorsam ist, oder der Gehorsam eines Sklaven. Der Gott der Liebe will, dass wir freie Söhne und Töchter sind! Das ist Gott – das ist Liebe. Wir sollen keine Sklaven Gottes sein, die aus reiner Verpflichtung Gott dienen. Der ältere Sohn muss sich also entscheiden, wie er sich zu der Liebe des Vaters verhält. Er muss akzeptieren, dass die Liebe des Vaters bedingungslos ist. Sowohl für ihn, als auch für den jüngeren Sohn. Der gesetzliche Typ muss verstehen, dass die Liebe Gottes nicht nur dem gilt, der den Willen des Vaters erfüllt, sondern auch dem, der sich von Gott entfremdet hat. Und diese Frage müssen wir uns heute auch gefallen lassen. Können wir heute einen Menschen in der Familie Gottes willkommen heißen, der noch nach Schwein stinkt. Der unseren religiösen Gesetzen, unserer Ethik, unserer Etikette wiederspricht – können wir es aushalten, wenn ein Menschen von Gott angenommen ist, der nicht unsere Vorstellung von Ehe und Sexualität lebt? Der in der Gemeinde weniger mitarbeitet als andere? Können wir jeden Menschen bedingungslos annehmen? Ihr Lieben: Gott liebt bedingungslos. Das ist das, was dieses Gleichnis lehrt. Die Frage ist, ob wir uns bedingungslos auf diese Liebe einlassen – in aller Konsequenz!

Gott liebt bedingungslos.
Die Frage ist, ob wir uns bedingungslos
auf diese Liebe einlassen.

Das ist der Kern dieses Gleichnisses. In einer TV-Soap sagte ein Schauspieler: Bedingungslose Liebe ist genauso unreal wie der Osterhase und der Weihnachtsmann. NEIN, das stimmt nicht! Der Mann am Kreuz zeigt uns was bedingungslose Liebe heißt. Es heißt, für seine geliebten Söhne und Töchter sich ans Kreuz hängen zu lassen. Das ist Jesus – das ist Liebe! Bedingungslose Liebe heißt sich selbst dem anderen ganz hinzugeben. Ja, sogar ohnmächtig zu sterben, weil die Liebe sich nicht mit Macht, sondern mit Ohnmacht durchsetzt. Wenn du entfremdet bist von Gott, der antigesetzliche Typ bist, dann möchte ich dich daran erinnern, dass Gott dich bedingungslos liebt. Bei Gott findest du ein Zuhause, in dem du bedingungslos geliebt bist. Für Gott bist du immer noch sein Sohn oder seine Tochter und er sehnt sich nach einem Fest mit dir. Gott lädt dich ein. Komm und erfahre Vergebung, Annahme und die Ehre Gottes Kind zu sein. Und für dich, der du dich eher mit dem gesetzlichen Typen identifizierst. Ich lade dich ein, den Gott der Liebe bedingungslos zu lieben. Überwinde den Anstoß des Evangeliums, nämlich das der Sünder geliebt wird! Überwinde es, den Fremden fremd zu bleiben. Deine Selbstgerechtigkeit und Lieblosigkeit steht Gottes Annahme und Gottes Liebe gegenüber. Steh nicht länger abseits und richte nicht über all das was alles ach so schlecht läuft. Lass uns lieber gemeinsam feiern, dass Gott den Sünder gerecht spricht. Sei ihnen ein Bruder, eine Schwester. Lerne von Gott bedingungslos zu lieben und so wirst du beschenkt, weil du nicht mehr abseits, sondern mittendrin in der Gnade Gottes lebst.

Bist du nun ein gesetzlicher oder antigesetzlicher Typ? Wir alle haben zu lernen, dass beide Typen von Gott entfremdet sind – beide Typen der bedingungslosen Liebe Gottes widersprechen. Aber ob du nun eher dem antigesetzlichen oder gesetzlichen Typ entsprichst: Das Gleichnis lehrt uns: Gott liebt dich bedingungslos – Er geht den Weg zu dir. In der Gegenwart Gottes brauchen wir keine selbstbezogene Freiheit und brauchen wir auch kein frommes Gehabe – bei Gott sind wir Zuhause, bei Gott sind wir beschenkte Kinder, die alles haben, was wir zum Leben brauchen – nämlich die bedingungslose Liebe Gottes! Stellt euch vor, wir würden nicht mehr in der selbstbezogenen Freiheit und auch nicht mehr unter dem versklavenden Gesetz leben, sondern sind ausschließlich von der bedingungslosen Liebe Gottes getrieben … das ist ein Leben, das wirklich Leben ist!

Amen.

 

Kommentar verfassen