In dem Artikel ((Link zu einer Zusammenfassung bei idea …)) nimmt Arndt Schnepper Stellung zum (besonders in Freikirchen?) immer häufiger zu findenden Phänomen in Gottesdiensten: Prediger, die ihre Prediger durch eine Präsentation anreichern. Der Autor kommt zu einem deutlichen und vernichtenden Urteil: „PowerPoint“ ((Leider mittlerweile ein verallgemeinerter Produktname, ähnlich wie „Tempo“.)) sei „Gift für jede Predigt“. Gibt es ein Gegenmittel? Erste dünne Linien der Skizze eines „präsentationstheologischen“ Konzepts.
Nun sei einmal dahingestellt, dass man Schnepper in der Praxis leider häufig zustimmen muss. Das viele Engagement der Pastoren und fleißigen Mitarbeiter in diesem Bereich in allen Ehren: Was man in vielen Gemeinden über eine Projektion typografisch an der Wand zu Augen bekommt, ist tatsächlich nicht selten zum Davonlaufen. Doch passen Predigt und Präsentation grundsätzlich nicht zusammen? Ich denke doch – und zwar dann, wenn die Präsentation der Botschaft dient. Es geht also um eine Art „Diakonie der Präsentationen“. Unter dieser Leitkategorie halte ich es für durchaus angemessen, in Predigten mit Präsentationen zu arbeiten.
Die Präsentation ist kein Selbstzweck. Weder zum Testen der neuesten Office-Version, noch um den neuen Rechner zur Schau zu stellen. Auch nicht, um sich kreativ auszulassen oder die Predigt „moderner“ zu machen. Die einzige Funktion, die eine Präsentation in der Predigt sinnvollerweise zu erfüllen hat, ist es, die Botschaft der Predigt zu unterstützen, ihr zu dienen. Ich präsentiere ein Bild, weil es eine Aussage verstehen hilft. Ich zeige einen Film, weil er z. B. eine gewünschte Emotion hervorruft. Und ich zeige den Bibeltext, damit Hörer/innen ihn mitlesen können. Gerade letzteres ist selten genug der Fall und ein Indiz dafür, dass man die Präsentation lieber weggelassen hätte.
Die Frage für jede Predigtpräsentation muss m. E. sein: Dient sie der Botschaft, die vermittelt werden soll und damit auch dem Hörer und seinem Verständnis? Das Gilt für die ganze Präsentation, für jede einzelne Folie und für jedes noch so kleine Element, das während einer Predigt an die Wand gebracht wird. Was der Frage nicht mit einem eindeutigen JA standhält, hat – um es einmal ganz rigoros und plakativ auszudrücken – in der Predigtpräsentation nichts zu suchen. Anders ist das durchaus in anderen Parts des Gottesdienstes – auch wenn das nicht bedeutet, dass da auf der Leinwand alles möglich wäre. Doch dort hat auch einfache (sinnfreie) Unterhaltung ihren Wert und Platz.
Es ist durchaus einzustimmen, wenn Schnepper mit seinem Zwischenruf für mehr Bedacht beim Einsatz von Präsentationen in einer Predigt werben möchte. Nur weil ein Werkzeug zur Verfügung steht, muss und vor allem kann man es noch lange nicht nutzen. Allerdings kann man es auch nicht so kategorisch ausschließen und zu einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit erheben. Wer mit Typografie umgehen kann, ist auch in der Lage, einer Predigt einen ästhetischen Mehrwert zu geben und an eben diesen Fragen der Typografie entscheidet sich die Frage nach Präsentationen in einer Predigt, weil das Konsequenzen für die Wirkung einer Präsentation hat.
Es geht in der Predigt nicht so sehr um die Boten, wie es Schnepper meint, wenn er Prediger als „unersetzbare Größe“ bezeichnet und um deren Aufmerksamkeit fürchtet – eine derart gelagerte theologische Begründung wird m. E. am Ende schief.((Weil eben nicht Prediger/innen Ausgangspunkt der Predigt sind, sondern die Botschaft, die ihnen vorausgeht.)) Es geht um die gute Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe zur kaputten Welt, die es durchaus auch mit allen Mitteln (= Medien) zu predigen gilt. Dieser Nachricht an die Hörer ist alles andere unterzuordnen und anzupassen. Die Predigt, die Botschafter und eben auch die Präsentation. Das ist „Diakonie der Präsentation“. Wenn sie der Botschaft – und damit den Hörern, die sie verstehen sollen – dient, ist dagegen nichts einzuwenden, sondern ein theologischer Maßstab zur ästhetischen Umsetzung gegeben.