Volfs Vorschlag zur Überwindung oder zumindest annähernden Verbesserung von Konfliktsituationen vielerlei Art ist mittlerweile über 16 Jahre alt und erschien 2012 erstmals in deutscher Sprache im Francke Verlag. Die leitenden entgegengesetzten Metaphern stehen bereits auf dem Titel: Ausgrenzung und Umarmung. (Link zum Verlag)
Daran schließt sich leider auch schon die erste grundlegende Kritik an der deutschen Übersetzung an: Aus dem englischen Originaltitel „Exclusion and Embrace“ wurden auf dem Cover Ausgrenzung und Umarmung, der gesamte Innenteil beschäftigt sich dann aber mit „Exklusion“ statt „Ausgrenzung“. Inhaltlich sicher nicht entscheiden, der Duktus des Buches hätte aber eher nach der umgängigeren Übersetzung „Ausgrenzung“ verlangt. Auch an anderen Stellen scheint die Übersetzung von Kernbegriffen (so zumindest der Eindruck in der deutschen Ausgabe) nicht vollkommen passend und sollte in einer möglichen zweiten Ausgabe überarbeitet werden.
Davon abgesehen hat man es bei Volfs Buch mit einem beeindruckenden Werk zu tun. Die durchgehende These bzw. der Grundappell „Gib dem anderen in dir selbst Raum“ wird zunächst in vier Kapiteln erarbeitet und im zweiten Teil in drei Kapiteln anhand der Konflikte von „Unterdrückung und Gerechtigkeit“, „Täuschung und Wahrheit“ und zuletzt „Gewalt und Frieden“ entfaltet. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, in der Volf sein Anliegen auch methodisch umsetzt. Konsequent versucht er, auch konträren Positionen in seinem Ansatz Raum zu geben und sich auch mit Nietzsche, Derrida und Anderen auseinanderzusetzen, die zunächst nicht den Anschein erwecken, einer theologischen Konzeption zuträglich zu sein. Der negative Nebeneffekt dessen ist, dass auch quantitativ andere Autoren recht viel Raum in Volfs Buch bekommen.
Erfrischend nüchtern und dabei zugleich ergreifend persönlich legt Volf einen theologisch-ethischen Ansatz vor, der überzeugt, gerade weil er sich nicht in einer Utopie verliert, sondern den Blick immer fest an der Realität hält. Das führt allerdings leider auch dazu, dass dem ganzen Entwurf ein merkwürdiger „Zug nach unten“ anhaftet. Vielleicht deshalb, weil die individuelle Selbsthingabe in ihren Konsequenzen – nämlich dass sich dann auch Menschen für mich hingeben – nicht explizit bearbeitet wird.
Das Buch sollte dringend gelesen werden, weil es nachvollziehbar dialogfähig macht. Nicht nur mit Gleichgesinnten, sondern vor allem auch mit denen, die anderer Meinung sind. Wie wertvoll das ist und welch glaubwürdiges Zeugnis für die sich hingebende Liebe Gottes, kann man wohl nur erahnen.