Jetzt geht es um die ersten zwanzig Verse des fünften Kapitels im Markusevangelium. Markus hat sich für diese Verse an eine besonders verrückte, ich mag sagen „freakige“, aber auch sehr eindrückliche Begebenheit aus dem Leben Jesu erinnert. Diese Geschichte lässt uns am Ende mit Staunen, Faszination und vor allem aber mit Optimismus zurück und wird uns zeigen:
Jesus ist 100% göttliche Macht!
In diesen zwanzig Versen begegnet Jesus dem personifizierten Bösen. Böse Geister, Dämonen, in der späteren Kirchengeschichte auch Hexen, Kobolde oder sonstige widerspenstige Gestalten einer anderen Welt faszinieren uns Menschen zu jeder Zeit der Geschichte. Mit faszinieren meine ich nicht begeistern, sondern dass das Böse eine mysteriöse Anziehungskraft hat.
So war es auf jeden Fall in meiner Teenagerzeit. Natürlich wusste ich als christlich und wohlerzogener junger Mann, dass ich zu jeder Zeit die Finger von allem Okkulten und von jeder Zauberei zu lassen hatte. Nicht einmal Zaubertricks aus dem Zirkus waren in meiner Kindheit erlaubt. Meine Eltern wollten mich mit all ihrer Macht von diesen Dingen fernhalten. Aber wie das dann so ist, habe ich während unseres Jahresurlaubs auf dem Campingplatz in Spanien einen coolen Jungen kennengelernt, der mir jeden Abend von seinen okkulten Praktiken erzählte. Da waren Totenbeschwörung, Stühle- bzw. ganze Tische rücken, Anbetung des Teufels und vieles mehr. Das war wahnsinnig faszinierend.
Dann, eines Nachts so gegen vier Uhr, als auf dem Campingplatz doch ein wenig Ruhe eingekehrt war, bekam ich einen dämonischen Alptraum. Diese Angst hatte ich nie zuvor und nie danach empfunden. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich wach auf meiner Luftmatratze lag und mich vor Angst keinen Millimeter bewegen konnte. Ich betete, aber es half nichts. Ich versuchte den Namen „Jesus“ laut auszusprechen, weil ich gehört hatte, dass nur der Name „Jesus“ schon alles Böse vertreiben würde. Aber dieser Tipp nützte halt auch nichts, wenn ich meinen Mund vor Angst gar nicht erst aufmachen konnte. Keine Ahnung wie, aber ich schaffte es zum Wohnwagen meiner Eltern. Meine Mutter war sofort hellwach und wusste intuitiv was los war. Sie legte ihre Hände auf mich und sprach: „Im Namen Jesu, alles Böse hat zu weichen“. Sofort war ich ruhig. Keine Angst mehr, kein Zittern – Ruhe.
Danach legte ich mich als dreizehnjähriger Junge doch noch einmal zu meinen Eltern ins Bett und wir redeten miteinander. Mein Vater fragte mich, ob ich mein Leben schon mal bewusst unter die Herrschaft Jesu gestellt hätte. Daraufhin sprach ich ein Gebet, in dem ich mich zu Gott bekannte. Seitdem weiß ich mich für mein Leben unter der Herrschaft Gottes und weiß ganz genau: Jesus ist 100% göttliche Macht.
Wie geht es dir, wenn du ein solches Zeugnis hörst?
Bist du emotional bei mir und freust dich mit mir über diese Macht Gottes? Vielleicht fühlst du dich an dein Bekehrungserlebnis zurückerinnert und freust dich, dass auch in deinem Leben zu 100% Jesus die Macht hat.
Oder gehst du da ganz sachlich ran? Deine Vernunft sagt dir, dass ich da psychische Ängste durchlebt habe. Ängste, die jeder Teenager halt mal durchmacht. Und du sagst: „Schön, dass der junge Mann da Vorne in Gott eine Macht fand, die ihm die Ängste genommen hat.“
Vielleicht macht es dir aber Angst, von etwas so Bösem zu hören? Von Dämonen, bösen Geistern und dem Teufel. Und du fragst dich, was und wer das ist und wie dieses Böse tickt!
Das Gute ist, alle diese Fragen sind nicht neu. Bereits in der Bibel werden Menschen mit dem Bösen konfrontiert und so kommen wir zu unserem heutigen Bibeltext. Ein Text, der zu Beginn eher einer Freakshow gleicht als einer erquicklichen Geschichte aus der Bibel.
Im fünften Kapitel des Markusevangeliums kommt Jesus das erste Mal ins heidnische Ausland. Nach Gerasa. Dort am anderen Ufer des See Genezareth folgt eine für uns heute völlig surreale Szene. Ich lese uns die Verse 2-5:
„Als Jesus aus dem Boot stieg, lief ihm aus den Grabhöhlen ein Mann entgegen, der von einem bösen Geist besessen war. Er hauste dort in den Grabhöhlen und niemand konnte ihn bändigen, nicht einmal mit Ketten. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber jedes Mal hatte er die Ketten zerrissen. Kein Mensch wurde mit ihm fertig. Er war Tag und Nacht in den Grabhöhlen oder auf den Bergen und schrie und schlug mit Steinen auf sich ein.“
Voll die Freakshow, oder? Man stellt sich doch sofort die Frage, was diesem armen Kerl passiert sein muss. Wie um alles in der Welt das Böse einen Menschen so kaputt machen kann? So kaputt, dass ein Mensch sogar auf dem Friedhof lebt. Familie, Freunde und die Mitbürger solche Angst vor ihm haben, dass sie ihn in Ketten legen. Er aber durch das Böse in ihm, eine solche Kraft hat, die Ketten einfach zu sprengen. Und weil er sonst auch nichts besseres zu tun hat, sich hin und wieder mit Steinen den Kopf einschlägt.
Die Kraft des Bösen wird hier sehr anschaulich dargestellt. Aus einem Menschen wird ein Unmensch, der sein Zuhause dort hat, wo es kein Zuhause gibt. Denn seine Heimat ist die Heimatlosigkeit, sein Leben ein Unleben und die einzige Form des menschlichen Kontaktes ist die Kontaktvermeidung. In seiner Verzweiflung kann sich dieser Mensch niemandem mehr zumuten. Er ist lebendig tot.
Für einen jüdischen Leser vor 2000 Jahren, für die diese Zeilen von Markus geschrieben wurden, wird dieser Mann als doppelt unreiner Mensch beschrieben. Erstens hat dieser Mann einen unreinen Geist. Für die Juden war die ganze Welt voll von Geistern und Dämonen, die über einen Menschen Besitz ergreifen können und das Ziel haben, die Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott zu verhindern und den Menschen in seinem Menschsein zu zerstören, wie hier. Zweitens wohnt dieser Mensch in Grabhöhlen, also auf dem Friedhof. Nicht nur der Kontakt, sondern auch die Nähe von Toten wurde von den Juden in der damaligen Zeit gemieden. Im Talmud, das ist das Buch über die jüdische Gesetzesauslegung steht, dass nur die Nähe zu einem Toten Unreinheit mit sich bringt. Unreiner kann ein Mensch für einen Juden also kaum sein. Doch umso größer ist hier die Konfrontation mit Jesus, der als Messias die Reinheit in Person ist. Schauen wir auf Jesus und wie er mit dem extrem unreinen Menschen in Beziehung tritt, Verse 6-13:
„Schon von weitem sah er Jesus, rannte auf ihn zu, warf sich vor ihm nieder und schrie: ‚Jesus, du Sohn des höchsten Gottes, was habe ich mit dir zu schaffen? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!‘ Denn Jesus hatte dem bösen Geist befohlen, aus dem Mann auszufahren. Nun fragte Jesus ihn: ‚Wie heißt du?‘ Er antwortete: ‚Legion. Wir sind nämlich viele!‘ Und er flehte Jesus an: ‚Vertreib uns nicht aus dieser Gegend!‘ In der Nähe weidete eine große Schweineherde am Berghang. Die bösen Geister baten: ‚Schick uns doch in die Schweine!‘ Jesus erlaubte es ihnen. Da kamen sie heraus aus dem Mann und fuhren in die Schweine, und die Herde raste das steile Ufer hinab in den See und ertrank. Es waren etwa zweitausend Tiere“.
In diesen Versen kommt es zur Konfrontation. Zwei Seiten, ein Sieger: Jesus Christus! Und das wissen beide Seiten von Anfang an.
Im 1. Johannesbrief 3,8 steht, dass Jesus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören. Da wo Jesus leuchtet muss die Finsternis weichen. Und das Böse in diesem Menschen weiß das ganz genau. Aber man kann es trotzdem ja mal versuchen. In diesen Versen findet ein versuchter Rollentausch statt: Der Mensch, der eine komplett feindliche Übernahme vom Bösen ertragen muss, so sehr, dass sogar das Böse in ihm spricht, sagt: „ich beschwöre dich bei Gott …“. Diese Worte hätte man eigentlich von Jesus erwartet: „Ich beschwöre dich bei Gott, fahre aus!“ zum Beispiel. Das Böse weiß um die Macht Jesu und nimmt den einzigen Ausweg: Die überlegende Macht um Gnade anbetteln. Aber Jesus beachtet diesen Versuch gar nicht und stellt eine komische Frage: „Wie heißt du?“ Und er erhält eine erstaunliche Antwort: „Legion ist mein Name, denn wir sind viele.“ Nicht einer spricht aus dem Mann, sondern viele! Ja, ein ganzes Heer von Dämonen hält ihn besetzt. Eine ganze römische Legion. Dass waren 5600 Fußsoldaten und noch dazu 120 Reiter.
Die Freakshow geht also weiter. Heute könnte man das alles vermutlich sehr schnell mit modernen Begriffen und Diagnosen in Verbindung bringen. Man spricht dann von Identitätsstörung, Borderlinesyndrom, Psychose oder multipler Persönlichkeit. Das ist nicht falsch. Aber es ist eben noch nicht alles. Und ich warne davor, jede psychische Erkrankung einer dämonischen Besessenheit zuzuordnen. Aber der Name Legion gibt uns Auskunft darüber, was dem Mann hier zu einem Besessenen gemacht haben könnte. Eine Legion war die Bezeichnung für eine Streitkraft Roms, die das Heimatland des Mannes besetzt hielt. Und überall in den besiegten Gebieten haben die römischen Legionen gemordet, geplündert und vergewaltigt. Der besessene Mann hat unter dieser Situation gelitten; es hat ihn bis ins Innerste hinein gequält, dass die Gewalttäter triumphieren und ungestraft so viele Seelen vergiften und Leben zerstören konnten, auch sein eigenes. Das Böse in seiner Lebenswelt ist über die eigene Seele hergefallen und hat sie besetzt gehalten. Das hat in letzter Konsequenz sein eigenes Herz angegriffen und zerstört.
Ich bin der Überzeugung, dass hier der Kern des Bösen liegt. Wir sehen das Böse in der eigenen Welt und es ergreift besitzt von uns. Wenn ich an die entführten Mädchen in Nigeria denke oder die Bürgerkriege in Syrien oder in der Ukraine. Oder etwas persönlicher und vermeintlich gewaltfreier: Wenn ich an die Vielen denke, die mit Pornografie zu kämpfen haben. Oder wenn andere Süchte im Leben zu einer völligen Fremdbestimmung führen.
Eine gute Freundin von mir konnte das alles nicht aushalten, sie musste den ganzen Druck der Fremdbestimmung abladen und „ritzte“ sich regelmäßig! Wie traurig ist es bitte, wenn ein Mensch soweit kommt, dass er in Schmerzen am eigenen Leib mehr von seinem Leben erhofft als durch seine Umwelt.
Auch in unserer Gegenwart gibt es viel Böses, das uns negativ beeinflusst. Oft können wir gar nichts dagegen tun. Es beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht! Und das führt zu einer Fremdbestimmung. Fremd! Es entfernt und von dem was wir sein sollen, was wir sein dürfen:
Ein Mensch, der in Freiheit
in Beziehung zu Gott steht.
Und das ist die andere Seite der Konfrontation. Spätestens nach dieser dramatischen Dämonengeschichte ist es völlig klar, dass wir unser Leben niemals selbst, aus eigener Kraft, in Ordnung bringen können. Und das betrifft nicht nur Leute, die etwa einer Sucht verfallen sind, unter schweren Psychosen leiden. Das betrifft auch die anderen, die ein sogenanntes bürgerliches Leben führen. Wir alle sind darauf angewiesen, dass Jesus uns zu einem neuen Leben befreit. Wir alle brauchen diese 100%ige Macht Jesu in unserem Leben.
Auch Paulus weiß das, wenn er im Brief an die Römer so selbstreflektierend schreibt: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leib? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!“ Wofür Paulus hier mit großer Erleichterung dankt, bekommen wir in der Geschichte vom besessenen Gerasener in einer unglaublich drastischen Szene vorgeführt: Die Dämonen fahren in eine Herde von 2000 Schweinen, die, wie vom Teufel besessen, im Schweinsgalopp den Abhang hinunter rast, in den See stürzt und ersäuft.
Dieses grotesk anmutende Schauspiel muss eigentlich nicht mehr kommentiert werden. Wir werden nur noch einmal – für einen kurzen Augenblick – mit der ungeheuren Zerstörungswut des Bösen konfrontiert. Es versteht sich von selbst, dass solchen dämonischen Mächten kein Mensch gewachsen ist. Es braucht schon das Machtwort Jesu, um den Bann zu brechen und die Freiheit zu bringen. 100% göttliche Macht eben, die in Jesus hier sichtbar wird.
Sehr interessant ist dann die Reaktion der zuschauenden Mensch und unseres befreiten Mannes. Die Verse 14-20:
„Die Schweinehirten liefen davon und erzählten in der Stadt und in den Dörfern, was geschehen war. Die Leute wollten es mit eigenen Augen sehen. Sie kamen zu Jesus und sahen den Mann, der von einer ganzen Legion böser Geister besessen gewesen war: Er saß da, ordentlich angezogen und bei klarem Verstand. Da befiel sie große Furcht. Die Augenzeugen berichteten ihnen ausführlich, was an dem Besessenen geschehen war, und sie erzählten auch die Geschichte mit den Schweinen. Darauf forderten die Leute Jesus auf, ihr Gebiet zu verlassen. Als Jesus ins Boot stieg, bat ihn der Geheilte: ‚Ich möchte bei dir bleiben!‘ Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: ‚Geh zurück zu deinen Angehörigen und erzähl ihnen, was Gott an dir getan und wie er mit dir Erbarmen gehabt hat.‘ Der Mann gehorchte und ging. Er zog durch das Gebiet der zehn Städte und verkündete überall, was Jesus an ihm getan hatte. Und alle staunten.“
Und alle staunten … . Jesus beweist seine 100%ig göttliche Macht und das bewirkt zwei Reaktionen: Den Einwohner und vor allen den Schweinshirten ist Jesus unheimlich geworden. Sie haben die Bedeutung des befreienden Wunders nicht verstanden. Vier Worte beschreiben die ablehnende Haltung ganz gut: Erstaunen, Furcht, Zittern und Ablehnung. Ja, wenn göttliche Macht sichtbar wird, dann kann das zur Ablehnung führen. Ich vermute, dass die Menschen hier in Gerasa überhaupt nicht einschätzten konnten, was hier gerade wirklich passiert war. Für sie ist und bleibt das alles eine einzige Freakshow.
Der Geheilte verstand aber … . Er hat am eigenen Leib erfahren, dass da wo Jesus auf den Plan tritt, alle dunklen Mächte und Gewalten zerstört werden. Jesus ist der Sieger! Mit dem Wahnsinn auf Erden ist es vorbei, wenn Gottes Reich anbricht. Jesus: 100% göttliche Macht – alles Böse hat zu weichen! Der Mann wird von Jesus wieder in die menschliche Gesellschaft eingegliedert. Freiheit, Ordnung, Nachfolge und Zeugnis sind die vier Dinge, die sich im Leben einstellen, wenn Jesus seine göttliche Macht auch in deinem Leben erweist.
Am Anfang habe ich gesagt, dass wir heute eine verrückte aber auch eindrückliche Geschichte aus dem Leben Jesu hören. Unterm Strich strahlt diese so grotesk anmutende Geschichte aber einen unglaublichen Optimismus aus. Es ist eine Triumphgeschichte. Sie erzählt, wie die Macht Gottes durch Jesus Christus zu 100% in die menschliche Heillosigkeit, in die menschliche Gebrochenheit einbricht. Und diese Geschichte macht unmissverständlich klar, dass die zerstörerischen Mächte und Gewalten und all ihre Schweinereien, die sie bei und in uns anrichten, ein für alle Mal in der Tiefe des Sees versenkt werden.
Zu keinem Zeitpunkt – und das meine ich mit Optimismus – zu keinem Zeitpunkt steht der Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse in dieser Geschichte auf Messers Schneide; so wie in manchen Hollywoodfilmen, wo ewig lang zwischen Gut und Böse gekämpft wird. Hier nicht! Denn immer dort wo Jesus erscheint, muss das Dunkel weichen.
Auch in deinem Leben! Erkenne doch, dass dieses Licht auch in deinem Leben aufgeht. Auch dein Leben ist Jesus kostbar. Jesus bietet dir heute an, zu ihm zu kommen. Er sagt dir: ich bewahre dich! Ich lasse nicht zu, dass dunkle Mächte und Gewalten dein Leben zerreißen. Er hat den Tod am Kreuz überwunden und sagt dir heute zu: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“
Stellt euch doch mal vor was passiert, wenn mehr Menschen erkennen oder du heute es neu fest machst, dass Gott die Macht für dein Leben ist, auf die du dein Vertrauen setzt. Stell dir vor, heute werden Menschen befreit von allem was die kaputt macht, was sie schmerzt, weil göttliche Macht in ihr Leben hereinbricht. Ich glaube dann würde es rund um diese Stadt, rein symbolisch gesprochen, schon bald keine Schweine mehr geben.
Komm zu Jesus, er ist Sieger. Er befreit dich!