„Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden“. Galater 3,28
Bald ist wieder Fußballweltmeisterschaftszeit und ich freue mich wahnsinnig darauf. Endlich wieder so richtig mit der deutschen Mannschaft mit fiebern und auf den Titel hoffen. Ich erinnere mich gerne an die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land zurück. Welch eine Stimmung, welch ein Fest! Ich wurde komplett mitgerissen von dieser tollen Atmosphäre – hatte kein Spiel verpasst – hatte mir sogar zwei Fahnen an meinen Golf III gehängt … wie ein Schaf, das der Herde folgt.
Ja, wir Menschen sind Herdentiere.
Wir suchen uns Gleichgesinnte. Wir lassen uns anstecken von dem was uns begeistert. Das macht das Leben einfacher. Es wäre ja unmöglich, als Deutscher, der zur deutschen Nationalmannschaft hält, mit den Spaniern mitzufeiern oder umgekehrt. Oder noch schlimmer, mit den Italienern oder gar den Engländern.
Gleich und Gleich gesinnt sich gern. Das ist menschlich.
Leider ist es auch menschlich, dass wir uns dann gerne von anderen Menschen abgrenzen. Ih, die Italiener, bäh, die Spanier. Puh, England … . Menschen sagen oft wogegen sie sind. Mit wem oder was sie lieber nichts zu tun haben wollen.
Das machen auch Christen gerne. Und zwar schon immer. In den ersten christlichen Gemeinden gab es Juden und Leute aus anderen Ländern. Auch gab es schon damals Menschen mit viel Kohle, aber auch Sklaven und Diener. Und die Einen wollten mit den Anderen nichts zu tun haben.
Die Worte von Paulus aus dem Galaterbrief haben aber eine ganz andere Botschaft. Paulus schreibt den Leuten, dass die Unterschiede nicht mehr wichtig sind. Denn Jesus will uns alle verbinden. Juden und Nichtjuden, Männer und Frauen, Sklaven und Freie. Das war damals schon eine ziemlich provokante Botschaft. Die damalige Kultur war alles andere als multikulturell. Ausländerfeindlichkeit war nichts intolerantes, im Gegenteil es war Gang und Gebe.
Und trotzdem, was Paulus hier schreibt besitzt immer noch viel Kraft. Diese provokante Botschaft gilt uns, in unserer multikulturellen Gesellschaft immer noch. Sie gilt besonders uns als eher homogene Gruppe der Christen. Egal ob Flüchtling aus Zentralafrika oder Mitteleuropäer, Hauptschulabschluss oder Doktortitel, Deutschland- oder Spanienfan – das ist alles nur zweitrangig.
Für diese Botschaft müssen wir eintreten:
Im Glauben an Jesus und vor ihm sind wir alle gleich. Gleich wertvoll, gleich geliebt.
Das heißt natürlich nicht, dass wir leben können wie es uns gerade passt. Der Monatsspruch für Juni hilft uns das zu ordnen: „Die Frucht des Geistes … ist Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. Gegen all dies hat das Gesetz nichts einzuwenden“. Gal. 5,22
Wir haben also den Auftrag, zu schauen welcher Lebensstil, welche Dinge ganz allgemein im Leben der Menschen oder einer Gruppe, in der Politik wie auf dem Schulhof der Frucht des Geistes entspricht oder auch nicht. Darüber müssen wir reden und auch Entscheidungen treffen, wie wir dann damit umgehen wollen.
Dennoch fordert uns der Vers von Paulus heraus, das wir weniger auf das schauen, was uns trennt als vielmehr auf das was uns verbindet: Die gute Botschaft von einem Gott der uns in Jesus Christus unglaublich nah kommt und uns darin seine Liebe zu allen Menschen zeigt.
So können wir bei der Weltmeisterschaft natürlich auf einen Sieg der deutschen Mannschaft hoffen. Auch wenn ich nach dem letzten Testspiel noch nicht ganz daran glauben mag. Aber zusammen mit anderen Brüdern und Schwestern, den Italienern oder den Spanierinnen, ja sogar mit den Engländern, vielleicht mit Flüchtlingen aus Zentralafrika oder, oder …
gemeinsam feiern, weil wir in Christus verbunden sind.