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„Ehre den Herrn mit deinem Besitz und schenke ihm das Beste, was dein Land hervorbringt.“ (Sprüche 3,9)
Die unterste Zahl in der Tabelle machte mich verrückt: 4,63€. Genau so viel blieb übrig, wenn ich meine Miete und meine Handyrechnung bezahlt und den Kühlschrank aufgefüllt hatte. Und dann hatte ich noch nicht mal Kohle für einen Kinobesuch eingeplant. Zu wenig Geld für zu viel Monat.
Mir blieben also 4,63€, um damit Gott zu dienen. 4,63€, um ihm das zu geben, was er verdient. Ich rechnete nach. Das würde meiner Gemeinde für 16 Rollen Toilettenpapier reichen. Ein Pfund guten Kaffee könnten sie auch davon kaufen. Sonntags brauchen wir mindestens drei davon. Ich konnte meiner Gemeinde also nicht mal einen Kaffee ausgeben. Peinlich.
Das, was mir an finanziellen Mitteln blieb, um es Gott zu geben, erschien mir so wenig. Aber was tun? Mehr konnte ich im Moment nicht verdienen. Mehr hatte ich einfach nicht zur Verfügung. Und gleichzeitig klebte dieser Vers ständig an meinem Bildschirm, direkt vor meiner Nase. Er ließ mich nicht los: „Ehre den Herrn mit deinem Besitz“. Ich seufzte: „Gott, was willst du mit 4,63€ anfangen? Das ist alles, was ich habe!“ Es fühlte sich so an, als hätte ich ihm nichts zu geben.
4,63€ oder mein ganzes Leben
Eines Tages bekam ich eine E-Mail von diesem Typen, der bei einem christlichen Missionswerk arbeitet: „Hey Tom, willst du Gott mit dem Besten ehren, was du hast? Dann stelle ihm dein Leben für ein Jahr komplett zur Verfügung, arbeite für Gott im Ausland!“ Diese E-Mail beschäftigte mich lange, weil sie mich herausforderte. Gott ehren mit meinem Leben, komplett, nicht nur mit meinem Besitz, sondern mit allem: „Schenke ihm das Beste, was dein Land hervorbringt“. Geht es da vielleicht gar nicht nur um das, was ich habe, um meinen Besitz, um das, was am Ende des Monats übrig bleibt? Geht es vielleicht um mehr?
Das, was unser Land hervorbringt, ist das, was Gott uns geschenkt hat, das womit er uns ausgerüstet hat. Von meinem Schwager – er ist Landwirt – weiß ich, dass er alles geben muss, damit der Weizen wächst: sähen, düngen, gießen. Aber letzten Endes liegt es nicht in seiner Hand, ob die Pflanze wächst. Wachsen kann sie nur, weil sie das Zeug dazu hat. Weil das Zeug in sie hineingelegt wurde.
Es ging also nicht nur darum, Gott meine 4,63€ zur Verfügung zu stellen. Ich bin mir sicher, darüber hätte er sich wahnsinnig gefreut (siehe Markus 12,42-44), aber Gott ging es um mehr. Ihm geht es um alles: Mein ganzes Leben.
Für mich stand fest: Ja, ich möchte Gott das Beste geben, was ich habe, ich möchte ihm dienen. Daher bin ich nach meinem Abitur für ein Jahr mit einem Missionsteam durch viele Länder Europas gereist. Dort haben wir Missionare unterstützt, indem wir Gottesdienste gestaltet, Gemeinden renoviert oder Freizeiten und Jugendstunden durchgeführt haben. Bevor ich mich in mein eigenes Berufsleben stürzte, wollte ich für Gott unterwegs sein. Ich wollte ihm mit dem dienen, was er mir geschenkt hat. Nicht nur finanziell, sondern auch mit meinen Begabungen. Mein Jahr für Gott bedeutete für mich aber erst mal Verzicht. Ich musste auf Leute verzichten, die mir wichtig sind. Meine Freundin, meine Eltern, meine Freunde. Ich verließ ein einfaches und entspanntes Leben. Ich tauschte mein Bett in Übergröße gegen eine Isomatte, das feste Dach gegen ein Zeltmassenlager und das Essen von Mutti gegen Großküchenkreationen. Gott mit meinem Besitz zu ehren, hieß für mich, mich erstmal von gewissen Dingen zu verabschieden.
Kein Cola-Automat
Doch ich habe erlebt, was es heißt für Gott unterwegs zu sein. Wer Gott das Beste schenkt, was sein Land hervorbringt, wird selber zum Beschenkten. Ich jedenfalls wurde zum Beschenkten. Weil ich meine Begabungen für ihn eingesetzt habe, bekam ich so viel zurück. Ich durfte in fremde Kulturen eintauchen, ich habe interessante Menschen getroffen, die mir aus ihrem Leben erzählt haben, ich konnte Freundschaften schließen und in meiner Persönlichkeit wachsen. So habe ich erlebt, dass aus meinem Jahr für Gott Gottes Jahr für mich wurde.
Allerdings ist Gott kein Cola-Automat, bei dem man vorher genau weiß, was heraus kommt, wenn man den entsprechenden Betrag hineinwirft. Bei Gott lautet das Motto nicht, tue dies, dann tue ich das! Es lässt sich vorher nicht berechnen, was Gott aus dem macht, was du ihm gibst. Aber ich habe selber erlebt, dass das Beste nicht genauso zurückkommt, sondern besser!
Gott das Beste zu geben, was dein Land hervorbringt, soll nicht heißen, dass jeder jetzt ins Ausland gehen müsste. Wäre auch schade, denn dann wäre niemand mehr hier. Gott das Beste zu geben, kann für dich heißen, dem langweiligen Typen in der Schule ein Kompliment zu machen, der Kommilitonin, die ständig durch ihre Prüfungen fällt, beim Lernen zu helfen oder der Mutter ein viertes Mal die Funktionen ihres neuen Smartphones zu erklären.
Ehre Gott mit dem Besten, was dein Land hervorbringt, denn eins steht fest: Gott macht dein Bestes besser!
Tom Herter
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