Ist es ein Vor- oder ein Nachteil eine Rezension über ein Werk seiner vermutlich künftigen „Chefs“ zu schreiben? Bernd Kanwischer und Reinhard Spincke sind Bundessekretäre im Bund Freier evangelischer Gemeinden und sind daher unter anderem Ansprechpartner für die Pastoren/-innen ihrer jeweiligen Region. Dennoch, das Buch hat einiges zu bieten, was hier kurz benannt werden soll. Es muss aber auch der ein oder anderen Anfrage standhalten können, die ich hier ebenso kurz weitergeben möchte.
Der Aufbau des Buches gliedert sich in acht Abschnitte, die logisch aufeinander aufbauen. Zunächst wird eine Standortbestimmung der christlichen Kirchenlandschaft in Deutschland gemacht, wobei der Fokus auf den freikirchlichen Entwicklungen liegt. Daraus resultierend werden die aus Sicht der Autoren sieben wichtigsten Gründe genannt, warum Gemeinden schrumpfen. Anschließend werden bereits im dritten Abschnitt einige Methoden genannt, die dem Abwärtsstrudel entgegen wirken sollen. Die Wichtigkeit einer guten Leiterschaft wird dabei meines Erachtens am stärksten betont. Das Buch mündet dann in der sogenannten TOOLBOX, die tatsächlich hilfreiche Tipps für die Praxis enthalten und in die ich als zukünftiger Pastor sicherlich noch mal hineinschauen werde.
Ich denke, diese kurze Zusammenfassung anhand der Grobgliederung des Buches macht schon eines deutlich: Es ist ein Buch für die Praxis! Und hier kommen einige Anfragen auf den Tisch. Zum einen fehlt mir in dem Buch eine Einschätzung der vorherrschenden Theologie in den schrumpfenden Gemeinden. Es wird viel über die Probleme in den Gemeinden berichtet und die Autoren bieten dazu verschiedene Lösungsvorschläge, die aber immer irgendwelche Taten der Gemeinde(leitung) fordern (Versöhnung leben, missionarisch Denken, mehr Bibellesen, etc.). Mir fehlt hier die Perspektive des Evangeliums, in dem doch die Kraft zur Versöhnung ist, dass uns anspornt zur Mission, von dem wir nicht genug bekommen können. Schließlich ist doch die Verkündigung des Evangeliums die Kernkompetenz der Christen. Es liegt also der Verdacht nahe, dass gemäß des Buches ein Gemeinde-Comeback ohne Evangelium möglich ist, dafür aber mit ganz viel „Herzblut“, „guter Leiterschaft“, etc. Trotz des immerhin 9-seitigen Abschlussabschnitts über das Thema „der lange Atem – die Liebe“ hätte ich mir hier mehr Differenzierungen in den Inhalten des Buches gewünscht.
Trotz der eben genannten kritischen Aspekte empfehle ich dieses Buch gerne weiter, weil es wirklich ein nützliches Handwerkszeug, insbesondere für die Gemeindeleitung, enthält.