Christiane und Agape

Heute Morgen wurde eine Kolumne von Spiegel Online bei Facebook angeschwemmt: Die Autorin Christiane Rösinger, die Anlass zu dieser Kolumne gab, veröffentlichte ein Buch mit der These, Liebe werde überbewertet. Die Kolumnistin Sibylle Berg nun widerspricht dem. Ich auch.

Häufig genug – vielleicht besonders durch die Popmusik – wird man an die Liebe erinnert. Die stärkste Kraft. „All you need is love.“ Auch als ich vor einiger Zeit bei einem Konzert von Bernhoft war, ließ dieser sich zwischen zwei Songs über die Liebe aus. Seine (von mir hier sinngemäß und gekürzt zusammengefasste) These: Wir brauchen keine Religion, sondern Liebe. Meine These: Versteht man die Bibel richtig, besteht da kein Unterschied.

Auch die Bibel redet fast ununterbrochen von Liebe, und ich glaube, dass das auch ihre Hauptaussage ist. Nur zwei Beispiele: Schon Israel wurde zu Gottes Volk, einzig und allein aufgrund der Liebe Gottes (5. Mose 7,7f). Und auch Jesus kam in die Welt, weil Gott liebt (Johannes 3,16). Die Liebe (Gottes), die uns die Bibel vorstellt, ist tatsächlich „all you need“. Wenn diese Liebe mehr Einfluss hätte, wäre manches besser. Ein Christentum, das dem widerspricht (egal ob von sich aus oder nur in der Wahrnehmung von außen), halte ich für zielverfehlt. Christen leben aus der Liebe Gottes zur Liebe Gottes hin, die dann auch Liebe zum Mitmenschen ist (Matthäus 22,36–39 ((Inwieweit das Gebot der Nächstenliebe dem der Gottesliebe gleich ist – nämlich ob gleichwertig oder inhaltlich gleich – sagt der Text m.E. nicht deutlich.))).

Wie ist also diese Liebe? Im Neuen Testament wird sie uns als ἀγάπη [agape] vorgestellt. Das ist die Liebe, die auf den anderen schaut (Johannes 15,13). Die selbstlos (aber nicht selbstvergessen) das Beste für den anderen will. Deswegen auch in logischer Konsequenz zu mir selbst zurückkommt. Die an Gemeinschaft interessiert ist, weil sie niemanden ausschließt. Die über Fehler hinweg die Person selbst im Blick hat. Weitere Informationen: 1. Korinther 13.

Die Liebe Gottes rettet die Welt. Nicht „nur“, weil durch sie eschatologisches Heil (für ein Leben nach dem Tod) geschieht. Sondern weil ἀγάπη jetzt schon ἀγάπη bewirkt. Weil ich geliebt bin, kann ich lieben. Die weitergegebene Liebe ist keine innere persönliche Anstrengung, sondern innere Logik erfahrener Liebe. Einer Liebe, die mich im wahrsten Sinne bewegt. Deswegen gehört die Liebe zum Christentum dazu – weil Christen sich von Gott geliebt wissen gehört es zu ihrem Leben, zu lieben. Eigentlich logisch.

Kommentar verfassen